GLOSSAR FÜR EINE
RASSISMUSSENSIBLE
SPRACHE

Sprache verändert sich. Sprache wächst, entwickelt sich, wird genauer. Wir lernen dazu, welche Worte stigmatisierend und verletzend sind und was Bezeichnungen sind, die den Respekt und die Würde anderer wahren.

Wir möchten gleichzeitig betonen, dass sich Begriffe verändern. Es ist daher zwar wichtig, diese Begriffe zu kennen, viel wichtiger ist es aber, zu erkennen, dass rassismuskritische Arbeit ein Prozess ist und wir alle stetig Lernende.

Mit diesem Glossar möchten wir respektvolle Bezeichnungen finden, um über Rassismus und Rassismuserfahrungen sprechen zu können. So wollen wir dazu beitragen, dass wir zu einer rassismussensiblen Sprache finden.

Begriffe in
verblasster Schrift sind Begriffe, die nicht oder nur als Selbstbezeichnung verwendet werden sollen. Begriffe, die sehr entwürdigend sind, sind teilweise durch.gestrichen, um klar zu markieren, dass sie sehr verletzend sind und einen rassistischen Ursprung haben. Das Glossar wird mindestens jährlich überprüft und aktualisiert. Wir verwenden den Genderstern, weil wir eine geschlechtersensible Schreibweise anwenden möchten. Der Stern eignet sich, um darauf aufmerksam zu machen, dass es nicht nur weibliche und männliche Identitäten gibt, sondern noch viele weitere. Das Glossar basiert auf den Gedanken vieler. Das ausführliche Quellenverzeichnis ist im zugehörigen Buch aufgeführt.

  • Wenn dieses Wort nicht für die Bezeichnung des Kontinents gebraucht wird, ist es ungenau und weckt stereotype Bilder. Afrika ist ein Kontinent mit 54 Ländern und über 2000 verschiedenen Sprachen. Die westlichen Bilder von Afrika beruhen auf kolonialen Vorstellungen, die auch in der Bezeichnung von Menschen zum Ausdruck kommen: Der Begriff «Afrikaner*in» wirft alle Menschen dieses Kontinents in ein Sammelbecken und unterlässt bewusst eine Differenzierung. Damit wird die Imagination der negativen Afrika-Stereotype als die «Anderen» aufrechterhalten und reproduziert.

    Stattdessen sollte das Land genannt werden, das jeweils gemeint ist: Algerien, Benin, Zentralafrikanische Republik, oder mindestens die Region, zum Beispiel Ostafrika. In jedem Fall sollte differenziert über Mensch und Kultur gesprochen werden.

  • Ein*e Ally ist eine Person, die sich des Kampfes gegen Rassismus (oder andere Diskriminierungsformen) annimmt. Sie erkennt rassistische Situationen und setzt sich fortlaufend mit Rassismus auseinander. Sie setzt sich ein, auch wenn sie Angst hat oder es unangenehm wird. Außerdem nutzt sie eigene Privilegien, um Menschen mit weniger Privilegien Zugänge zu ermöglichen, die diese Personen allein nicht haben.

  • Ausländer*innen besitzen nur eine ausländische und nicht die Schweizer beziehungsweise inländische Staatsbürgerschaft. «Ausländer» wird in der Schule häufig als abwertender Begriff verwendet, nicht nur für Ausländer*innen, sondern generell für rassismusbetroffene Personen. Anstelle dieses Begriffs sollte der Begriff «rassismusbetroffene Person» oder «BIPoC» verwendet werden, wenn es sich um rassifizierte Menschen handelt. Der Begriff wird teilweise auch als Selbstbezeichnung benutzt und kann ein Sichtbarmachen von abgesprochener Zugehörigkeit sein.

  • Der englische Begriff bias bedeutet Voreingenommenheit oder Einseitigkeit. Mit dem Anti-Bias-Ansatz werden daher Voreingenommenheiten und Einseitigkeiten in Bezug auf verschiedene gesellschaftliche Unterscheidungskategorien (z. B. Alter, Geschlecht, Klasse) analysiert, reflektiert und bearbeitet. Dadurch werden strukturelle Diskriminierungen sichtbar. Dies ermöglicht es, Handlungsspielräume aufzuzeigen, eine aktive Rolle einzunehmen und sich gegen Diskriminierungen zu wehren. Gleichzeitig ermöglicht der Ansatz eine Sensibilisierung für die Herausforderungen einer vielfältigen Gesellschaft und für die Lebensrealitäten verschiedener benachteiligter Gruppen.

  • BIPoC steht für Black, Indigenous und Person of Color. Es handelt sich hierbei um eine Selbstbezeichnung von Menschen, die nicht weiß sind und die daher gewisse Privilegien nicht haben. Schwarze und indigene Menschen machen überall auf der Welt Rassismuserfahrungen, während manche PoC nur in gewissen Teilen der Welt Rassismuserfahrungen machen. BIPoC ist eine mögliche Bezeichnung um viele Personen die Rassismuserfahrungen machen, anzusprechen. Mit dem Begriff identifizieren sich jedoch nicht alle rassifizierten Personen.

  • Der Begriff «Bünzli» wird in der Schule teilweise als Schimpfwort für weiße Schweizer Kinder gebraucht, die sich besonders gesellschaftskonform verhalten. Bünzli ist kein rassistischer Begriff, genauso wenig wie «Schwiizerchääs» etc., da er nicht der gewaltvollen rassistischen Machthierarchie entspringt. Trotzdem kann der Begriff verletzend sein.

  • Blackfacing bezeichnet eine Praxis, bei der sich weiße Menschen das Gesicht mit schwarzer Farbe bemalen, um Schwarze Menschen darzustellen. Der Begriff geht auf die «Minstrel-Shows» des 18. und 19. Jahrhunderts in den USA zurück, bei denen Schauspieler*innen Schwarze Figuren darstellten, um sich über diese lustig zu machen. Es handelt sich hierbei um eine rassistische Praxis, die nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und anderen Teilen der Welt verbreitet ist. Blackfacing kann für Schwarze Menschen sehr verletzend sein und sollte in der Schule unbedingt vermieden werden. Neben Blackfacing gibt es auch Yellowfacing oder das Nachahmen von Indigenen Menschen, was ebenso verletzend ist.

  • Cis bedeutet, dass man sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren kann. Ein Beispiel für cis: Bei der Geburt wird ein Kind dem weiblichen Geschlecht zugewiesen und die Person identifiziert sich als Frau, das bedeutet, diese Person ist eine cis Frau. Trans bedeutet, dass sich eine Person nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert. Ein Beispiel für trans: Bei der Geburt wird ein Kind dem weiblichen Geschlecht zugewiesen, die Person identifiziert sich aber als Mann, das bedeutet, die Person ist ein trans Mann.

    Es gibt auch trans Menschen, die sich als non-binär verorten (siehe non-binär).

  • In einer rassistischen Gesellschaft werden Menschen auch nach ihren Hauttönen beurteilt. Der Begriff Colorism (auch Shadeism) bezeichnet eine spezifische Art der Diskriminierung, bei der die «Farbe» beziehungsweise die Schattierung der Haut die Basis für die Bevorzugung oder die Benachteiligung von Personen bildet. Colorism hat konkrete Auswirkungen im Alltag. BIPoC, die besonders dunkle Haut haben, werden institutionell und auch im Alltag stärker diskriminiert als jene mit heller Haut (siehe dark-skinned/light-skinned; siehe auch Featurism).

  • Die Begriffe sind nicht mit der deutschen Entsprechung «hell- und dunkelhäutig» zu vergleichen, diese werden sehr oft einseitig und verletzend eingesetzt (siehe dunkelhäutig).

    Dark-skinned und light-skinned sind Positionierungen von rassismusbetroffenen Menschen innerhalb eines rassistischen Systems. Light-skinned Menschen werden häufig aufgrund von helleren Hauttönen als «schöner»/«attraktiver» bewertet und erhalten erleichterte strukturelle sowie ökonomische Zugänge zu Privilegien. Dadurch werden sie im Vergleich zu dark-skinned Menschen tendenziell weniger häufig diskriminiert, erfahren eine höhere mediale Repräsentation (Fernsehen, Filme, Werbung) und haben erleichterten Zugang zu Liebesbeziehungen sowie zum Arbeits- und Wohnungsmarkt.

  • Diskriminierung ist die Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund einer Zuordnung zu einer bestimmten Gruppe. Die Zuordnung geschieht oft durch andere Menschen und basiert dabei zum Beispiel auf äußerlichen Merkmalen. Gruppenzuordnungen, aufgrund derer Menschen diskriminiert werden, sind zum Beispiel Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, soziale oder ethnische Herkunft, Sprache, Religion, politische Überzeugung, Alter, Behinderung, Körpergewicht. Die von der Gesellschaft konstruierten Normen, was als «normal» gilt und was die negativ bewertete Abweichung davon ist, kann zu Diskriminierung führen: zu persönlichen Verletzungen, verwehrter Teilhabe an Bildung, Gesundheit, Recht, Arbeit.

  • Dunkelhäutig ist das Gegenteil von hellhäutig, doch hellhäutig wird kaum gebraucht. Viele Menschen verwenden den Begriff «dunkelhäutig» als Synonym zu «farbig» oder als Ersatz für das N-Wort, weil sie inzwischen wissen, dass dieses rassistisch ist. Interessanterweise wird das vermeintlich «Andere» oft benannt, während das vermeintlich «Normale» unbenannt bleibt. So sprechen Menschen zum Beispiel von einer Gruppe von Menschen und den zwei «Dunkelhäutigen» in der Gruppe, ohne dabei die anderen Gruppenmitglieder zu benennen. So wird immer wieder die unbenannte und unsichtbare Norm vorausgesetzt und die «Abweichung» benannt. Dies führt in eine hierarchische Schieflage. Wenn es zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen wichtig ist, die Hautfarbe zu bezeichnen, kann von starker Pigmentierung gesprochen werden, in gewissen Situationen auch von brauner Haut.

  • Dies ist eine abwertende Fremdbezeichnung der Inuit/Inuk (siehe In.dianer).

  • Ethnicity bedeutet Ethnie oder Volkszugehörigkeit. Allerdings wird der Begriff auf Deutsch und Englisch unterschiedlich verwendet. So ist Ethnie im Deutschen zwar ein Begriff ohne eigene, direkte koloniale Geschichte, doch wurde er in den 1960er-Jahren vom Anthropologen Wilhelm Emil Mühlmann eingeführt, um «Rasse» oder Stamm zu ersetzen. Ethnie soll als neutraler, entpolitisierter Begriff gelten, führt aber die rassistischen Begriffsinhalte seiner Vorgänger fort. Ethnisch sind im deutschen Sprachgebrauch häufig nur rassismusbetroffene Menschen, die von Menschen in Machtpositionen verallgemeinert und bewertet werden. Der Begriff sollte daher vermieden werden, da so Machtasymmetrien reproduziert werden. Die Idee, pauschale Zuschreibungen an so heterogene Gruppen zu richten, entspringt einer rassifizierten Logik der Benennung der «Anderen».

  • Exotisch bedeutet aus einem fremden Land stammend, fremdartig wirkend, aus Übersee oder ausländisch. Während des Kolonialismus wurden Menschen als «exotisch» bezeichnet, die aus den europäischen Kolonien kamen. Exotisch bedeutet also immer auch fremd, teilweise auch entdeckenswert und eroberungswert. Eine Person als «exotisch» zu bezeichnen ist daher rassistisch, auch wenn die Intention nicht böse ist.

  • Featurism heißt, dass Menschen aufgrund ihrer Gesichtszüge und rassifizierten Körperformen diskriminiert werden. In unserer Gesellschaft sind gewisse Merkmale akzeptierter beziehungsweise sie werden gegenüber anderen bevorzugt. Die bevorzugten Gesichtszüge sind jene, die näher an einem «europäischen» Schönheitsideal sind. Dies führt zur Abwertung von Gesichtszügen, die mit rassifizierten Menschen in Verbindung gebracht werden, zum Beispiel breite Nasen oder schmale Augen (siehe auch Colorism).

  • Wenn nicht bekannt ist, wie sich eine Person selbst identifiziert, kann man den Begriff «[xx] gelesen» verwenden. Beispiel: «eine Schwarz gelesene Person» oder «eine asiatisch gelesene Person».

  • Gadjé bezeichnet die Gruppe, von der der Rassismus ausgeht (Gadjé = Nicht-Rom*nja), ist also eine Bezeichnung für die Mehrheitsgesellschaft. Der Blick wechselt die Richtung und benennt diejenigen, die rassistisch diskriminieren, und nicht die Gruppe, gegen die diskriminiert wird. Der Begriff beinhaltet auch nicht das rassistische Zi-Wort, das gegen Sinti*zze, Rom*nja und Jenische verwendet wird.

  • Hautfarbe ist für Rassismus eines der zentralen Merkmale zur Unterscheidung von Menschen und funktioniert als Projektionsfläche für rassistische Vorstellungen. Die rassistische Logik benutzt seit Beginn der europäischen Kolonialzeit unter anderem Hautfarbe als Merkmal, um Menschen zu «klassifizieren» und ihnen vermeintliche Eigenschaften zu- beziehungsweise abzusprechen. Dadurch entstehen zugeschriebene, rassifizierende Unterschiede. Diese Unterschiede sind konstruiert, das bedeutet, sie entsprechen in diesem Fall nicht der Wahrheit, sondern dienen der Aufrechterhaltung eines rassistischen Systems. Denn nur so konnte und kann die Ausbeutung, Misshandlung und Ermordung von Menschen im Kolonialismus gerechtfertigt werden. Für viele Menschen ist es anfänglich schwer zu verstehen, dass es in der rassistischen Ideologie nicht um Hautfarben im eigentlichen Sinne geht, sondern um eine pauschale Abwertung rassifizierter Menschen.

  • Verschiedene Arten von Diskriminierung (z. B. hinsichtlich kultureller Herkunft, Klasse, Nationalität, Sexualität und Alter) lassen sich nicht voneinander trennen, dies möchte der Begriff «Intersektionalität» ausdrücken. Intersektionale Theorie zielt darauf ab, unterschiedliche Positionen sozialer Ungleichheit zu analysieren und ihre Überschneidungen und besonders ihr Zusammenwirken aufzuzeigen. Eine muslimische, lesbische Frau kann einzeln betrachtet von Sexismus, Islamophobie und Homophobie betroffen sein und so in ganz unterschiedlichen Situationen Ausschlusserfahrungen machen. Diese Diskriminierungen addieren sich aber nicht einfach, sondern sie führen zu einer ganz spezifischen Erfahrung.

  • Diese Begriffe sind abwertende Begriffe für Menschen, die muslimisch sind oder muslimisch gelesen werden. Sollte einer der Begriffe in der Schule fallen, muss unbedingt interveniert werden. Der Begriff «Ter.rorist*in» ist problematisch, weil in der Tendenz Gewaltakte von rassifizierten Menschen oft mithilfe dieses Begriffs bezeichnet werden. Wenn nicht rassifizierte Menschen ähnliche Gewaltakte verüben, werden ihre Taten häufiger auf psychische Krankheiten zurückgeführt.

  • Wichtig: Die Eigenbezeichnung erfolgt je nach Zugehörigkeit. Also zum Beispiel Sámi, Inuit/Inuk, Lakota.

    Die deutsche Bezeichnung «In.dianer» geht auf das spanische Wort «indio» zurück, einen Neologismus aus der Kolonialzeit. Fremdbezeichnungen wie Eingeborene*r, Ureinwohner*in sind kein Ersatz, da auch diese sehr stigmatisierend sind. Pueblos y naciones Indígenas wird in Lateinamerika gebraucht. In Kanada wird teilweise der Begriff First Nations (außer für die Inuit und die Métis) und in ganz Nordamerika der Überbegriff Indigenous Peoples (einschl. der Inuit und Métis) verwendet. Im Deutschen kann die Eigenbezeichnung je nach Zugehörigkeit oder Indigene Nation oder Indigene Person gewählt werden. Indigen schreiben wir in der Regel groß, was eine Selbstbezeichnung ausdrückt. Wir empfehlen, die jeweilige Eigenbezeichnung vorzugsweise in der Sprache der jeweiligen Nation zu verwenden.

    Auch im Spiel gilt es, respektvoll zu sein. «In…-spiele» mit Federschmuck und trällerndem Ruflaut verharmlosen die Geschichte des Widerstands gegen die Erober*innen aus Europa und die Geschichte der Unterdrückung und angestrebten Vernichtung diverser Indigener Bevölkerungen.

  • Menschen, die Bezüge zum ehemaligen Jugoslawien haben, nutzen diesen Begriff teilweise als Selbstbezeichnung. Als Fremdbezeichnung hat dieser Begriff eine abwertende Besetzung und ist daher verletzend.

  • Wird in der Schule häufig von Kindern und Jugendlichen als abwertender Begriff verwendet. Falls das beobachtet wird, muss interveniert werden. Idealerweise wird von jüdischen Menschen gesprochen.

  • Der Begriff «Kanake» ist ein abwertendes Schimpfwort, das vor allem für Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten, aus Südosteuropa oder für jene, die so gelesen werden, verwendet wird. Der Begriff wurde von einigen als Selbstbezeichnung wieder angeeignet. Diese Wiederaneignung wird teilweise kritisiert, weil es sich bei der Wortherkunft um die Bezeichnung der polynesischen Ureinwohner*innen von Hawaii handelt.

  • Heute ist auch der kulturelle Rassismus ausgeprägt. Die stigmatisierende Unterscheidung bezieht sich nicht länger auf «Rassen», sondern auf den Platzhalter «Kultur». Der kulturalistische Rassismus übernimmt die biologistische Logik des Rassismus, indem kulturelle Unterschiede als quasi naturhaft dargestellt werden. Durch diesen Vorgang der «Naturalisierung gesellschaftlicher Verhältnisse» kann von einem Rassismus ohne «Rasse» gesprochen werden. Es wird eine Unvereinbarkeit der «Kulturen» behauptet, die letztlich wieder in der Abwertung der als «Andere» definierten Gruppen mündet.

  • Von kultureller Aneignung sprechen wir, wenn Angehörige der dominanten Kultur sich kulturelle Ausdrucksformen aneignen und eventuell sogar finanziell davon profitieren, ohne dabei die Geschichte der Versklavung oder andere Unterdrückungsformen durchlebt zu haben. Es wird von vielen Personen als ungerecht wahrgenommen, wenn diese kulturellen Ausdrucksformen (z. B. «Bindis», «Locks») zwar benutzt werden – je nachdem sogar zu viel ökonomischem Gewinn nicht-rassifizierter Menschen beitragen (z. B. Rooibos-Tee, Palo Santo) –, für die Menschen, die sie hervorgebracht haben, aber kein Platz in der Gesellschaft ist.

  • Der Begriff bedeutet auf Swahili «Großes Unglück» und bezeichnet die Ausdehnung außereuropäischer Gebiete mit dem Ziel der wirtschaftlichen Ausbeutung seit dem 15. Jahrhundert. Während es Versklavung schon vorher gab, entwickelte sich die Maafa zu einem weltweiten System der Gewalt und Unterdrückung, das es in diesem Ausmaß vorher noch nicht gab. Die Maafa schließt sowohl den atlantischen als auch den ostafrikanischen Handel versklavter Menschen mit ein. Die Maafa wirkt bis heute.

  • Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht in dem Land geboren wurde, in dem sie wohnt. Dieser Begriff wird sehr breit und im Zusammenhang mit der Schule häufig anders verwendet, nämlich für rassifizierte Kinder und Jugendliche. So erfolgt eine Vermischung zwischen Rassismus und Migrationshintergrund. Einige Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund erleben keinen Rassismus, zum Beispiel weiße Kinder aus einigen anderen europäischen Ländern. Einige Kinder und Jugendliche, die Rassismus erleben, haben keinen Migrationshintergrund, zum Beispiel ein Schwarzes Kind Schweizer Eltern. Wichtig ist, dass Kindern und Jugendlichen Mehrfachzugehörigkeiten nicht abgesprochen werden, indem etwa der Migrationshintergrund oder die Migrationserfahrung ständig betont wird, auch wenn sie nicht relevant ist.

  • Dieser Begriff ist – ähnlich wie der Begriff «Rasse» – aus dem Tierreich entlehnt. Wenn wir von der wissenschaftlich klar widerlegten Vorstellung ausgehen, dass Rassen bei Menschen biologische Realität sind, ist das «Ergebnis» aus der Vermischung zweier Rassen ein Misc.hling. Da Rassen allerdings auf Menschen bezogen ein soziologisches Konstrukt der Unterdrückung darstellen und kein biologisches, kann es auch keine menschlichen Misc.hlinge geben. Mit diesem Begriff werden üblicherweise nur Menschen bezeichnet, deren Eltern verschieden rassifiziert werden. Daher zielt dieser Begriff auf eine vermeintlich biologische Realität hin, die es aber nicht gibt. Der englische Begriff «mixed-race» wird teilweise auch im Deutschen gebraucht und ist im Gegensatz zum Begriff «Misc.hling» nicht abwertend, da er auf race referiert (siehe race).

  • Da dieser Begriff besonders traumatisierend für Schwarze Menschen ist, wird er hier nicht ausgeschrieben. Diese rassistische Fremdbezeichnung von weißen Menschen für Schwarze Menschen lässt sich nicht von seiner rassistischen Entstehungsgeschichte entkoppeln. Daher muss der Begriff ersatzlos aus unserem Sprachgebrauch gestrichen werden. Das Gleiche gilt für Begriffe wie N***li oder andere Abwandlungen des Begriffs.

    In Songs wird der Begriff teilweise im Sinne einer Wiederaneignung verwendet – jedoch nur von Schwarzen Menschen. Weiße Menschen sollen solche Passagen auch nicht mitsingen.

  • Menschen, die sich nicht oder nicht ausschließlich als männlich oder weiblich identifizieren.

  • Von Othering wird gesprochen, wenn eine Gruppe von einer anderen Gruppe abgegrenzt wird, indem erstere als andersartig oder fremd bezeichnet wird. Dies geschieht normalerweise innerhalb eines Machtgefälles und die Beschriebenen haben daher kein Mitspracherecht bei dieser Zuschreibung. Die eigene Gruppe wird als «Norm» konstruiert. Dies geschieht etwa durch Fragen nach der «wirklichen» Herkunft.

  • Abkürzung für Person/People of Color; ist die Selbstbezeichnung von Menschen, die Rassismuserfahrungen machen. Die Bezeichnung ist in der Bürgerrechtsbewegung in den USA entstanden und zielt darauf ab, die unterschiedlichen Gruppen, die Rassismus erfahren, zu vereinen, um so Kräfte zu bündeln und gemeinsam gegen Rassismus zu kämpfen. PoC ist ein Begriff, der rassismusbetroffene Identitäten vereint. Nicht alle rassismusbetroffenen Personen identifizieren sich als PoC (siehe auch BIPoC).

  • Unter dem Begriff «Phänotyp» werden alle sichtbaren Merkmale eines Menschen verstanden. Kritisch zu bemerken ist hierbei, dass der Phänotyp eines Menschen häufig für Othering gebraucht wird.

  • Ein Privileg bezeichnet ein Vorrecht, das einer Person zuteilwird, weil die gesellschaftlichen Strukturen die Art, wie sie aussieht, wen und wie sie liebt und wie sie lebt, bevorzugt. Privilegien zu haben, bedeutet, mit gewissen Problemen und Diskriminierungen im Alltag nicht konfrontiert zu sein. Privilegien können sein: einen Schweizer Pass zu haben; als weiß zu gelten; cis Mann zu sein; nicht beeinträchtigt zu sein etc. Privilegien zu haben bedeutet nicht, dass man es im Leben immer leicht hat.

  • Der Begriff «race» kommt aus dem Englischen und nimmt zwar auf die Unterteilung von Menschen in bestimmte Kategorien Bezug, betont jedoch, dass es sich dabei um eine sozial konstruierte und keine biologische Einteilung handelt. Race kann verwendet werden, um die realen Auswirkungen dieser konstruierten Einteilung auf Menschen beziehungsweise die Gesellschaft zu benennen. Dieser Begriff kann im Deutschen nicht mit «Rasse» übersetzt werden, weshalb wir außerhalb juristischer Kontexte den englischen Begriff «race» verwenden.

  • Das Konzept der «Rasse» ist das Ergebnis einer Bewertung mit der klaren Intention der Abwertung einer Gruppe von Menschen gegenüber allen anderen. Obwohl es nur eine menschliche «Rasse» gibt, jene des Homo sapiens, wurde die Einteilung in verschiedene «Rassen», basierend auf der Schädelform, den Gesichtszügen, der Körperform usw., wirkungsmächtig und ist verantwortlich für die Verfolgung, Versklavung und Ermordung von Abermillionen Menschen. Anders sieht es aus mit dem englischen Begriff «race», der verwendet werden kann, da keine vermeintlich biologische Rasse gemeint ist, sondern Bezug genommen wird auf die soziale Konstruiertheit der Kategorie.

  • Rassifizierung bezeichnet einen Prozess und eine Struktur, in denen Menschen nach rassistischen Merkmalen (Aussehen, Lebensformen oder imaginäre Merkmale) kategorisiert, stereotypisiert und hierarchisiert werden. Während «Rasse» im deutschen Sprachgebrauch vor allem mit dem Nationalsozialismus und vermeintlich natürlichen Menschenkategorien in Verbindung gebracht wird, betont der Begriff «Rassifizierung», dass es sich um konstruierte Kategorien handelt, diese aber reale Auswirkungen haben, nämlich rassistische Diskriminierung. Rassifiziert und rassismusbetroffen werden in diesem Buch synonym verwendet.

  • Bezeichnet einen Prozess und eine Struktur, in denen Menschen nach rassistischen Merkmalen (Aussehen, Lebensformen oder imaginäre Merkmale) kategorisiert, stereotypisiert und hierarchisiert werden. In diesem Prozess wird rassifiziertes Wissen erstellt und die Struktur beruht auf diesem Wissen. Während «Rasse» im deutschen Sprachgebrauch vor allem mit dem Nationalsozialismus und vermeintlich natürlichen Menschenkategorien in Verbindung gebracht wird, betont der Begriff «Rassifizierung», dass es sich um konstruierte Kategorien handelt, die reale Effekte (Rassismus) haben.

  • Es gibt auch Menschen – besonders in europäischen Ländern und anders als in den USA, die rassismusbetroffen sind und sich nicht als BIPoC, also Black, Indigenous und People of Color, identifizieren. Aus diesem Grund sprechen wir in diesem Buch hauptsächlich von rassismusbetroffenen oder von rassifizierten Menschen. Diese beiden Begriffe nutzen wir da, wo es um spezifischen Rassismus gegen Menschen einer bestimmten Gruppe geht. Wie alle Begriffe hat auch der Begriff «rassismusbetroffen» Unzulänglichkeiten. Wie wir bereits angedeutet haben und noch ausführen werden, betrifft uns das rassistische System alle: Einige Menschen profitieren in gewissen Situationen davon und andere werden benachteiligt. In diesem Buch wird der Begriff für Menschen verwendet, die negativ von Rassismus betroffen sind.

  • Eine rassismuskritische Perspektive einzunehmen bedeutet, dass wir Rassismus als System verstehen, das uns sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene beeinflusst. In diesem System werden Unterschiede zwischen Menschen gemacht, die wir häufig unbewusst reproduzieren, auch in der Schule. Rassismuskritisch sind wir dann, wenn wir uns dieser Mechanismen bewusst werden und entsprechend handeln. Die Begriffe «rassismussensibel» und «antirassistisch» werden in diesem Buch synonym verwendet.

  • Hierbei handelt es sich um eine rassistische Fremdbezeichnung von asiatisch gelesenen Menschen, bei der in der Schule interveniert werden muss.

  • Hierbei handelt es sich um eine rassistische Fremdbezeichnung von asiatisch gelesenen Menschen, bei der in der Schule interveniert werden muss.

  • Fremdbezeichnungen sind Bezeichnungen, die von weißen Menschen in einem historischen Prozess der Degradierung und Entmenschlichung, aber auch der Mystifizierung und Verzerrung in Bezug auf Menschen außer­europäischer Kulturen entstanden sind. Diese Fremdbezeichnungen sind rassistisch und heute veraltet und werden von der Mehrzahl rassismusbetroffener Menschen abgelehnt. Selbstbezeichnungen sind als Reaktion auf die rassistischen Begriffe entstanden und sollten heute verwendet werden.

  • Der Begriff ist von Jovita dos Santos geprägt worden. Es handelt sich um ein Kofferwort aus Sexualisierung und Exotisierung (siehe exotisch). Menschen werden nicht nur sexisitisch oder rassistisch behandelt, sondern machen intersektionale Diskriminierungserfahrungen. Sie werden mit exotisierenden, rassistischen und vergeschlechtlichten Stereotypen und Vorurteilen konfrontiert und abgewertet.

  • Dieser Begriff wird in der Schweiz von einigen Kosovo-Albaner*innen für sich selbst benutzt. Als Fremdbezeichnung darf er nicht verwendet werden.

  • Diese Formulierungen sollten vermieden werden, da sie Menschen zu Anderen/Fremden machen und biologistische Konnotationen wecken.

  • Ist die korrekte Bezeichnung für Schwarze Menschen, die afrikanische beziehungsweise afrodiasporale Bezüge haben. Afrodiasporal bedeutet, dass Menschen in ihrer Geschichte verwandtschaftliche Bezüge zum afrikanischen Kontinent haben. Um den Widerstandscharakter dieses Begriffs zu betonen, wird das «S» großgeschrieben. Schwarz ist eine Selbstpositionierung. Schwarz bezeichnet keine Hautfarbe, es geht um geteilte Erfahrung und nicht um vermeintlich biologische Gemeinsamkeiten. Schwarz darf als Fremdbezeichnung benutzt werden, allerdings wird er von einigen Kindern abgelehnt, weil sie braune Haut haben. Dies gilt es zu akzeptieren.

  • Der Begriff geht auf das griechische Wort «sklabos» zurück. Er wurde unter anderem im transatlantischen Skl.avenhandel verwendet, an dem Europa aktiv mitwirkte und der Menschen psychisch und physisch ausbeutete. Mit der Verwendung des Begriffs wird die Täter*innenschaft verschleiert. Um sie sichtbar zu machen, kann von «versklavten» Menschen gesprochen werden.

  • Bei dem Begriff weiß handelt es sich nicht um eine Selbstbezeichnung, sondern um eine Position im rassistischen System. Weiß sein bedeutet, das Privileg zu haben, keine negativen Rassismuserfahrungen zu machen.

    Weiß sein bedeutet auch das Privileg, sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen. Weiße Menschen haben – weil sie weiß sind – leichtere Zugänge zum Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt, zu Gesundheitsversorgung und politischer Teilnahme als rassifizierte Menschen. Weiß sein wird als Norm etabliert und als solche nie benannt. Dabei geht es nicht nur um Hautfarben, sondern es sind politische Begriffe, die den Zugang zu Macht beschreiben. Weiß sein bedeutet nicht, dass man es im Leben immer leicht hat, man kann auf ganz viele unterschiedliche Arten trotzdem von ganz unterschiedlichen Diskriminierungsformen betroffen sein, wie Sexismus, Homophobie, Klassismus und vielen weiteren.

    Weiß wird kursiv geschrieben, um zu betonen, dass es sich nicht um eine Hautfarbe handelt.

  • Rassismusbetroffene Menschen können als weiß gelesen werden. Dieser Ausdruck wird verwendet, um eine Realität beziehungsweise eine Position innerhalb eines rassistischen Systems zu beschreiben, bei der rassismusbetroffene Menschen von gewissen Menschen nicht als solche erkannt werden. Sie werden aufgrund ihres Aussehens weniger oder nicht rassistisch diskriminiert, können aber andere Rassismuserfahrungen machen, zum Beispiel aufgrund ihres Namens (siehe auch Colorism).

  • Weiße Zerbrechlichkeit ist die spezifische Reaktion weißer Menschen, wenn sie auf Rassismus angesprochen werden. Die Reaktionen reichen von Abwehrstrategien wie Leugnen bis zu Schweigen, Wut, Angst und Schuldgefühlen. Ziel ist es, die eigenen Privilegien zu schützen und unsichtbar zu machen und so ein ehrliches Gespräch über Rassismus unmöglich zu machen. Die Soziologin Robin DiAngelo führte den Begriff «weiße Zerbrechlichkeit» (2018) erstmals in ihrem gleichnamigen Buch ein.

  • Die Selbstbezeichnung ist Sinti*zze, Rom*nja, Jenische. Das Zi-Wort ist eine von Klischees überlagerte Fremdbezeichnung der Mehrheitsgesellschaft, die von den meisten Angehörigen als diskriminierend abgelehnt wird und nie eine Selbstbezeichnung war. Die Durchsetzung der Eigenbezeichnung Sinti*zze, Rom*nja im öffentlichen Diskurs war von Anfang an ein zentrales Anliegen der Bürgerrechtsbewegung, die sich vor allem seit Ende der 1970er-Jahre formierte. Es gibt einzelne jenische Personen, die das Zi-Wort für sich nutzen.